Treffen im Café

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Lorraine trug ein Kleid, ein ziemlich kurzes, ziemlich buntes Kleid, dass kaum länger war, als ein zu großes T-Shirt. Und die roten Haare hatte sie hochstecken wollen, aber sie waren so wild, dass sie aus der Frisur völlig wirr herausstanden und in Strähnen überall herabfielen. Sie wirkte sehr blass und verloren im bunten Getümmel der Menschen.
Das Café war das Einzige in der Stadt, denn die Gesellschaft bevorzugte mittlerweile Pommesbuden und Discos - Cassy war sicher für zweiteres zu haben. Mit einem matten Lächeln auf den Lippen und gespieltem Selbstbewusstsein öffnete sie die Tür des Cafés und sah sich um. Erleichtert stellte sie fest, dass Cassy noch nicht da war - so suchte sie sich einen Platz ziemlich am Ende des Raumes aus und setzte sich, blätterte in der Karte und konzentrierte sich auf irgendwas anderes als das nervöse Kribbeln.

Cassy hatte ihr Haar wie immer offen und sie war dezent geschminkt. Sie hatte schon wieder ein Tütü an, diesmal ein blaues und ein rosa Top. Sie erinnerte ein wenig an einen Papagei.
Cassy war ein wenig spät, sie hatte sich von ihrer Mutter zur lange aufhalten lassen und war dann auch wieder ein wenig zu spät los gelaufen. Sie schlug die Tür des Cafés ungewollt laut auf und entschuldigte sich mit einem charmanten Lächeln bei dem Besitzer. Sie sah Lorry recht weit hinten sitzen. „Hey Sweety.“, grinste sie die rothaarige an ehe sie Platz nahm.

Cassy war wunder - hey, hör auf so zu denken! Nein, nein, guck doch hin, sie sieht aus wie jeder normale Mensch. Sie ist ein ganz normales Mädchen, hat einen hübsch - nein, hör auf, Lorry! Hatte sie schon immer auf den Hintern von Mädchen geschaut? War es ihr nie aufgefallen? Quatsch, das bildest du dir ein, du guckst doch da gar nicht hin. Richtig - du guckst ja auch ein stück weiter hoch - und auf der anderen Seite. Lesbe, Lesbe, Lesbe! HÖR AUF so zu denken!
"Cassy", sie lächelte leicht und wollte die Karte ablegen, überlegte es sich aber anders, immerhin waren ihre Hände so wenigstens beschäftigt. Für Cassys Hände hätte sie auch - LORRAINE, spinnst du? Bist du bei Sinnen? Sie bestellte, als die Bedienung vorbei kam, eine Waffel mit Karamelsoße, dann wandte sie sich wieder an Cassy: "Ich bin froh, dass du da bist."

Cassy schaute gar nicht in die Karte und bestellte sich auf gut Glück ein Stück Käsekuchen. Sie liebte Käsekuchen. Und einen Kakao. Dann wandte sie sich zu Lorry und lächelte. Ihre Haare sahen äußerst hübsch aus. „Ich auch.“, scherzte sie und streckte ihr die Zunge raus. „Gab es einen besonderen Grund dafür, dass du mich sehen wolltest?“ Vielleicht stand sie ja doch auf die Cas? Vielleicht würdet ihr ein glückliches Paar werden, zusammen alt werden, Kinder adoptieren. Das komplette lesbische Leben eben.

"Ich wollte nur nochmal gucken, mit wem ich die Nacht verbracht hab", war das schlauste, was Lorry noch einfiel, denn denken konnte sie irgendwie nicht mehr. Aber sie redete es sich brav aus - immerhin war sie nicht lesbisch. Ein leichtes Zwinkern. Bildete sie es sich auch ein - oder war da eine gewisse Spannung zwischen den beiden Mädchen? Verständlich wäre es, oder? Ja, sicher. Natürlich. Nein glücklich würden die beiden nie miteinander werden. Lorraine war nicht lesbisch, sehnte sich lediglich irgendwie aus unverständlichen Gründen nach Cassy. Und Cassy war niemand der sich verliebte. Und dann so lange Zeit aneinander gebunden? Nein, nein.. Außerdem. Wenn ihre Eltern davon irgendwas mitkriegen würden wäre Lorry tot.